Parkouranlage im Hassenbrock kommt
25 Nov
TU Parkour
Parkouranlage im Hassenbrock kommt
Im Hassenbrock entsteht im kommenden Jahr eine Pakouranlage / 100 Prozent Förderung des Landes / Ein großer Sprung für die "Traceure"
ein Bericht der MV-Online.de
von Kai Lübbers
Fotos: Rapreger
RHEINE-MESUM. Der BMX-Park hinter dem Hassenbrock fristete in den vergangenen Jahren ein Schattendasein. Es fanden sich kaum noch Bikefreunde ein, die sich für die „Trails“ direkt an der Bahnstrecke Rheine – Mesum interessierten.
Tim Braun, Mika Abraham und Linus Tiltmann, drei jungen Sportlern des TV Mesum, ist es im Wesentlichen zu verdanken, dass hier bald ein neues Sport- und Freizeitangebot entsteht: Das Areal wird zu einer Parkour- Anlage mit Calisthenics-Elementen umgebaut. Oder, um es mit einem wesentlichen Element ihrer Sportart zu sagen: Ihnen ist ein großer Sprung gelungen.
Manfred Keuß, 2. Vorsitzender des TV Mesum, bekam vergangenen Freitag einen Anruf aus Düsseldorf. Am anderen Ende der Leitung: Landtagsabgeordnete Andrea Stullich, die ihn höchstpersönlich über die Förderzusage informierte. „Da haben wir natürlich erst mal gefeiert“, zeigte sich der 2. Vorsitzende hocherfreut. 144 000 Euro erhält die Stadt Rheine vom Land NRW – eine 100-Prozent-Förderung der Anlage.
„Hätten wir als TV Mesum das Projekt alleine geschultert, wären maximal 50000 Euro Investitionsvolumen, verteilt über drei Jahre, möglich gewesen. Die Mittel wären dann aus Eigenmitteln des Vereins und verschiedenen Töpfen der Stadt geflossen und wir hätten die Anlage nach und nach aufbauen müssen“, verdeutlicht Keuß, dass das „Ja“ aus Düsseldorf gleichbedeutend mit einem „Sechser“ im Lotto für den Verein sei.
Dabei ist der TV Mesum nicht der Antragssteller. Der „Investitionspakt zur Förderung von Sportstätten“ schreibt vor, dass die Kommune, also die Stadt Rheine, den Antrag absenden musste. Die Parkouranlage wird öffentlich zugänglich sein und die Parkourabteilung, die in die Turnabteilung des TVM integriert ist, wird zu festen Trainingszeiten dort trainieren. „Bisher haben wir immer in der Halle trainiert. Aber Parkour ist eine Sportart, die sich eigentlich draußen abspielt“, berichtet Tim Braun. Seit über fünf Jahren begeistert sich der 19-Jährige für die Sportart, bei der es darum geht, nur mit den Fähigkeiten des eigenen Körpers möglichst effizient von Punkt A zu Punkt B zu gelangen. Mittlerweile ist er, genau wie Mika Abraham und Linus Tiltmann, auch ausgebildeter Parkour-Trainer.
„Es ist ein Mix aus Körperbeherrschung, Überwindung und Adrenalinkick“, beschreibt er die Faszination. Für ihr Hobby mussten die „Traceure“, so bezeichnet man Parkoursportler, in der Vergangenheit weit fahren. In Coesfeld, Münster und Ahaus befinden sich schon Anlagen.
Die drei jungen Sportler wandten sich mit der Frage, ob die Parkourgruppe ihr Training auch mal auf einem öffentlichen Spielplatz stattfinden lassen könne, an die TVM-Abteilungsleiterin Jana Eggenkämper und Manfred Keuß. Die beiden leiteten die Anfrage an die Stadt Rheine weiter und wollten allgemein wissen: „Wo in Rheine können junge Leute ihren Bewegungsdrang ausleben?“
Spielplätze seien für Parkoursportler sicher nicht der richtige Ort, gab Schridde vom Sportservice zu Bedenken, der sich aber des Themas annahm. In der Verwaltung kooperierten mehrere Stellen, um abzuklären, ob in Mesum der Bau einer Parkouranlage darzustellen sei.
Das Jugendamt lud zu Ortsterminen, die Technischen Betriebe (TbR) übernahmen die fachliche Planung und die Kostenaufstellung und der Sportservice in Person von Siegmar Schridde stellte gemeinsam mit Diana Möllers (Jugendamt) im Oktober den Förderantrag.
Die Zeit drängte, denn erstmals erfuhr Manfred Keuß über Andrea Stullich im Juli vom Landesprogramm, bereits im Oktober musste der Antrag auf den Weg gebracht werden. Den ersten groben Entwurf, wie so eine Anlage aussehen kann, zeichneten übrigens Tim Braun, Mika Abraham und Linus Tiltmann mithilfe von Google Maps, einem Bleistift und einem Geodreieck. Auch besuchten sie eine Ratssitzung und erlebten mit, wie das Projekt in der Priorisierungsliste weiter nach oben rutschte und so natürlich die Förderchancen stiegen.
Die Technischen Betriebe Rheine (TbR) in Person von Franziska Löcke und Gerald Schneege verfeinerten den Entwurf der Mesumer, zeichneten Standpunkte von Hängeleiter, Betonwinkeln und Stufenbarren ein und übergaben Montagnachmittag den Plan.
„Guckt da bitte noch einmal drüber, ob die Abstände so passen, wenn ihr zum Beispiel von Block zu Block springt“, gaben Gerald Schneege und Franziska Löcke von den TbR den drei Jungs mit auf den Weg.
Die Anlage erhält einen Fallschutzbelag und einen Seecontainer, der beklettert werden kann und in dem die Sportler Trainingsutensilien verstauen können. „Die Verkehrsanbindung vom Bahnhof ist gut, Parkplätze gibt´s am Hallenbad. Das wird sicherlich auch Parkoursportler aus anderen Städten anlocken“, freute sich Mika Abraham. So einen Park gebe es im ganzen Kreis Steinfurt noch nicht, fügte Jana Eggenkämper an.
Wenn Tim Braun, Mika Abraham und Linus Tiltmann ihr „Okay“ geben, werden die TbR den Plan noch einmal konkretisieren und dann zur öffentlichen Ausschreibung freigeben. „Mein Wunschziel ist, dass die Anlage im nächsten Sommer fertiggestellt ist“, hofft Schneege.
24 Mitglieder hat die Parkour-Abteilung bisher, weitere zehn stehen auf der Warteliste. Mit dem neuen Park hoffen Tim Braun, Mika Abraham und Linus Tiltmann natürlich, dass sie bald weitere „Traceure“ im Verein begrüßen dürfen. „Da haben sich die Jungs richtig für eingesetzt und gesehen, dass man am Ende trotz einiger Hindernisse auch belohnt wird“, lobt Keuß das Engagement.
LInfos zur Sportart Parkour gibt es bei Jana Eggenkämper. |E-Mail jana.eggenkaemper @tv-mesum.de
Der Investitionspakt
Der „Investitionspakt zur Förderung von Sportstätten“ dient zur Erneuerung und zum Neubau von kommunalen Sportstätten für die Jahre 2020 und 2021. Aus dem Investitionsprogramm werden Projekte mit unterschiedlichen Zielrichtungen gefördert: Moderne niederschwellige Sportangebote für Kinder und Jugendliche, Einrichtungen und Anlagen, die unterschiedliche Breitenportangebote für weite Bevölkerungsgruppen ermöglichen sowie die Attraktivierung, Modernisierung und Ausbau bestehender und, aufgrund baulicher Mängel, bisweilen geschlossener Sporteinrichtungen. Fünf Monate nach dem Förderaufruf stehen 47 Millionen Euro Fördergelder für rund 80 Projekte in den Startlöchern. Für die Teilnahme am „Investitionspakt zur Förderung von Sportstätten“ für 2021 können die Kommunen noch bis zum 15. Januar 2021 ihre Anträge bei der zuständigen Bezirksregierung einreichen. Die in 2020 gestellten Anträge, die noch keine Förderung erhalten haben, bleiben weiterhin bestehen.